Das zweite Süddeutsche Sternwartentreffen

Nach dem ersten Süddeutschen Sternwartentreffen 2017 in Neumarkt in der Oberpfalz war klar, dass es ein zweites geben würde. Anlässlich eines Besuches der AME sprach ich Rolf Bitzer an, 1. Vorsitzender der Sternwarte Zollern-Alb, ob er sich vorstellen könnte, das zweite Süddeutsche Sternwartentreffen der Fachgruppe Astronomische Vereinigungen der VdS zu veranstalten. Wir skizzierten grob, was ich mir vorstellte und was es für Möglichkeiten in der Sternwarte gibt. Nachdem wir uns auf ein Terminfenster geeinigt hatten und im Groben der Umfang und Ablauf geklärt war, sicherte er mir zu, sich mit der Vorstandschaft zu beraten und mir zeitnah mitzuteilen, ob dieses Treffen auf der Alb stattfinden kann.

Schon kurz darauf kam die Zusage der Sternwarte Zollern-Alb. Alle weiteren Details, die noch wichtig waren, konnten wir in den nächsten Wochen klären. Da nun der Veranstaltungsort geklärt war, konnte ich mich an die Inhalte der Veranstaltung machen. Inspiriert vom ersten Süddeutschen Sternwartentreffen wollte ich wieder ähnlich verfahren. Als die zwei Themenschwerpunkte wurden Lichtverschmutzung und Jugendarbeit in Vereinen gesetzt. Ein grober Ablauf wurde erstellt, immer mit dem Ziel, viel Zeit für Fragen und Interaktion der Teilnehmer einzuplanen.

Ende des Jahres 2017 konnte die offizielle Ankündigung in den Foren und per Mail veröffentlicht werden. Die Anmeldefrist wurde auf Anfang Mai festgelegt. Für uns war dies wichtig, um alles weitere planen zu können (Reservierung im nahegelegenen Lokal, Ablauf der Veranstaltung präzisieren). So meldeten sich 12 Sternwarten, Vereine und Stammtische an.

Da das Thema Lichtverschmutzung alle Astronomieinteressierten betrifft, versuchte ich Matthias Engel vom Projekt Sternenpark Schwäbische Alb zu gewinnen, was glücklicherweise gelang. Als weiteren Fachbeitrag meldete sich Alexander Geiss von den Astronomiefreunden Ingolstadt zum Thema Lichtverschmutzung an. Später kam dann noch Manuel Philipp von abenteuer-sterne.de hinzu, der in der Zwischenzeit auf der Winklmoosalm den ersten Sternenpark in den Alpen verwirklichen konnte. Peter Wüst von der Sternwarte Überlingen e.V. bot sich an, einen Vortrag zu haltenzum Thema „ Mit einem Dobson sicher ans Ziel“.

Der Termin rückte immer näher, das Hotel war reserviert und durch die perfekte Organsiation von Rolf Bitzer, Silvia Kowollik und ihren Kollegen konnte nicht mehr viel schief gehen. Natürlich hat man davor immer etwas Bammel – hat man etwas vergessen? Stimmt die „Chemie“ zwischen den Teilnehmern? Kommen noch Absagen? Leider sagten tatsächlich zwei Teilnehmer ab, doch dafür meldeten sich spontan noch zwei Teilnehmer an, so dass die Anzahl stabil blieb.

Ich hatte vor, schon am Donnerstag anzureisen, um natürlich, wenn nötig/möglich, noch bei den Vorbereitungen in der Sternwarte mitzuhelfen, aber auch um die herrliche Gegend zu erkunden. Die Schwäbische Alb bietet viele touristische Möglichkeiten, die man auch nutzen sollte. Der Hauptaugenmerk liegt auf dem Naturerlebnis, dazu passt dann natürlich auch das Naturerlebnis Sternenhimmel, perfekt in der Sternwarte Zollern-Alb zu beobachten. Auffällig war, dass zum Glück die Unsitte der Lichterkugeln in den Vorgärten hier noch eine Ausnahmeerscheinung ist. Liegt wohl an der schwäbischen Sparsamkeit und ist beispielhaft dafür, das man nicht alles machen muss, was man machen kann. Bei uns im Chiemgau herrscht da wohl eine verschwenderische Lust am Energieverprassen.

Meine Anreise erfolgte standesgemäß mit dem E-Auto, das nun reichlich verziert mit Werbung für unsere Solarstromsternwarte als Botschafter auf Tour ist. Natürlich ist das Reisen mit dem E-Auto bei einer Wegstrecke von ca. 400 km nichts für „Highspeed-Junkies“, aber eine Entschleunigung unserer Gesellschaft würde uns nicht schaden. Wer sich für das Thema E-Mobilität interessiert, kann mich gerne kontaktieren.

Am Donnerstagabend kam ich gegen 19 Uhr im Hotel an. Nach dem Check-In schaute ich mir noch etwas die Umgebung an und suchte schon mal den Weg zur Sternwarte. Nach der langen Anreise ging ich früh zu Bett. Am Freitag nach dem ausgiebigen Frühstück beschloss ich, die Burg Hohenzollern zu besuchen, den Stammsitz des Preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir dieser Umstand bis dato nicht bekannt war. So kann ich mit Recht behaupten, dass dieser Ausflug auch geschichtlich für mich sehr Interessant war. Besonders die engagierte Führung durch die Burg hat mir gefallen. Man merkte die Begeisterung der Gruppenleiterin.

Nach dem kulturellen Ausflug machte ich mich auf den Weg zur Sternwarte Zollern-Alb, um wenn nötig bei den Vorbereitungen mitzuhelfen. Nach der Ankunft bei der Sternwarte wurde ich von Rolf Bitzer und Mark Schobel begrüßt. Sie waren gerade dabei, die letzten Vorbereitungen abzuschließen. So konnten wir noch die letzten Dinge klären. Danach fuhren wir zur Pizzeria Rose, in der Rolf ein paar Plätze reserviert hatte für die Teilnehmer die schon am Vorabend angereist sind. Als wir dort ankamen, waren noch Kollegen der Sternwarte Zollern-Alb hinzugekommen. Ebenso waren Grit Popelka und Thomas Zimmermann von den Sternfreunden Dieterskirchen anwesend. Wiedersehen macht Freude. So wurden bei guter Pizza und guten Getränken schon viele „Astronomische Themen“ durchgekaut, und ich ging in freudiger Erwartung zu Bett.

Der Samstag begann wieder mit einem leckeren Frühstück. Mathias Engel hatte sich bei mir gemeldet, dass er erst nach Mittag anreisen würde. Ebenso Alexander Geiss, da er noch auf ein Organisationstreffen für das BTM am späten Nachmittag musste.

Auf 9.30 Uhr trafen nun alle Teilnehmer ein. Alte Bekannte und Teilnehmer vom letzten Sternwartentreffen wurden herzlich begrüßt, ebenso die „neuen“ Teilnehmer. Es entwickelte sich schnell ein freudiges, aber unaufgeregtes Stimmenwirrwarr. Um den Terminplan einhalten zu können, musste ich dann doch leider das Ganze unterbrechen und eröffnete um 10 Uhr das Treffen offiziell. Ich stellte nochmal den Terminplan vor und besprach die Änderungen, die sich aufgrund terminlicher Überschneidungen der Teilnehmer ergaben.

Nachdem das geklärt war, stellte Rolf Bitzer die Sternwarte Zollern-Alb vor. Aufmerksam lauschten wir seinen Ausführungen, denn das ganze Sternwartenareal macht einen imposanten Eindruck. Hier war sehr schnell ersichtlich, wie wichtig ein gutes Netzwerk ist, zu den Menschen, in die Wirtschaft und natürlich auch in die Politik. Mit dem 1. Bürgermeister Miller, der nun ein sein Grußwort an uns richtete, bekamen wir einen Überblick über die Region. So wurde auch ersichtlich, wie eng die Zusammenarbeit ist, die zu diesem Erfolg geführt haben. Ebenso, dass die Stadt Rosenfeld sehr bewusst das Thema Beleuchtung angeht. Anschließend stellte sich alle Teilnehmer vor, dabei entstanden viele Fragen, die gleich beantwortet wurden. Daraus entwickelte sich wieder eine Eigendynamik, die das Ganze in einen Dialog wandelte. Man merkte, wie alle in ihren Vereinen, Sternwarten und Stammtischen engagiert arbeiteten, was mir einigen Respekt abverlangte.

Alexander Geiss stellte nun seine Bemühungen vor im Kampf gegen die Lichtverschmutzung. Wichtig waren ihm dabei nicht nur die Auswirkungen auf den Nachthimmel, sondern auch auf Mensch und Tier. Anhand des Immissionsschutzrechts gibt es einige Möglichkeiten, die Zunahme einzudämmen. Wie immer ist es wichtig, auf die Menschen/Gemeinden/Betriebe zuzugehen, viele wissen einfach nicht, wie sinnvolle Beleuchtung aussieht. Die Begeisterung, mit der er für dieses Thema brennt, sprang schnell auf die anwesenden Teilnehmer über.

Um dann doch etwas abzukühlen gingen wir nun in die Mittagspause. Natürlich wurde dabei weiter angeregt über dieses Thema gesprochen, so dass die Mittagspause etwas länger dauerte als geplant. Aber das, denke ich, muss so sein.

Gestärkt ging es zurück an die Arbeit. Mathias Engel war inzwischen angereist und stellte nun das Projekt Sternpark Schwäbische Alb vor. Es ist schon bewundernswert, mit wie viel Einsatz und Ausdauer dieses Projekt betrieben wird. Leider führte es bisher noch nicht zum gewünschten Erfolg. Da die Fläche, auf dem der Sternenpark errichtet werden soll, sehr groß ist, gibt es natürlich hier sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Um hier etwas schneller voranzukommen, wird nun versucht, erst einmal den Truppenübungsplatz Münsingen als Sternenpark zu installieren. Davon ausgehend bleibt aber das Ziel, auf der Schwäbischen Alb das Projekt umzusetzen.

Ich durfte nun in Vertretung von Manuel Philipp den Sternenpark Winklmoos-Alm vorstellen. Dabei versuchte ich die Idee, Entstehungsgeschichte und auch praktische Beispiele seiner Arbeit zu vermitteln. Manuel wählte einen anderen Weg als die bisherigen Sternenparks, aber natürlich war auch hier die Unterstützung der Gemeinde, Almbauern und Gastwirte notwendig. Durch langwierige Überzeugungsarbeit, aber auch einfach mal „machen“ konnten in zwei Jahren von der Idee bis zur offiziellen Anerkennung die Bedingungen der IDA erfüllt werden. Durch die Unterstützung von Dr. Andreas Hänel von der VdS Fachgruppe Darksky konnten hier alle Normen und zeitlichen Fristen eingehalten werden.

Im Anschluss zum Themenblock Lichtverschmutzung hielt Peter Wüst einen sehr anschaulichen Vortrag mit dem Thema „Mit dem Dobson sicher ans Ziel“. Mit einfachen Mitteln (Neigungswinkelsensor aus dem Baumarkt) einen „Goto Dobson“ bauen. Für mich waren da einige interessante Anregungen dabei.

Im zweiten Themenblock wurde die Jugendarbeit in den Vereinen besprochen. Benedikt Schnuchel, Bayerische Volkssternwarte Neumarkt und Ansprechpartner bei der VdS für Jugendarbeit, stellte die Voraussetzungen für eine Jugendgruppe im Verein vor. Verbunden sind damit natürlich gesetzliche Auflagen (Jugendschutzgesetz, Vereinsrecht). Für die Jugendlichen ist es natürlich wichtig, selbständig Dinge zu entscheiden. So können sie dazu motiviert werden, auch später im Verein ihren Beitrag zu leisten. Als weiteres wurde auf den Kreisjugendring verwiesen, der zu diesem Thema als Unterstützung fungieren kann. Benedikt beantwortete alle Fragen zu diesem Thema ausgiebig.

Aus der Runde der Teilnehmer wurde über Erfahrungen berichtet. Es war festzustellen dass alle irgendwie Probleme haben, Jugendliche anzusprechen, aber eben auch für das Vereinsleben zu interessieren.  Ein Weg könnte sein, aktiver mit Schulen zusammenzuarbeiten. Dazu gab es einige Beispiele die natürlich eifrig notiert wurden.

Im Anschluss daran wurden in einer freien Diskussionsrunde weitere Themen behandelt.

  • Verwendung von Laserpointern bei Sternführungen? ja/nein (Laserschutzbestimmungen) Alternative: Starke LED Lampen
  • Videoastronomie bei Führungen Sinn oder Unsinn?
  • Wie kann man den Besuchern das Gesehene im Okular vermitteln? In einem Gespräch während der Beobachtung an das Objekt heranführen. So kann das Seherlebnis gesteigert werden.

Zum Schluss stellte Rolando Doelling, Fachgruppenleiter der VdS FAG Astronomische Vereinigungen, die Arbeit der VdS vor. Dabei verwies er auf die Möglichkeit der Vernetzung untereinander, die mit dieser Fachgruppe erreicht werden soll.

Zum Abschluss erklärte sich Harald Steinmüller von der Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren bereit, als Vertretung des Regionalleiters Süd zu fungieren. Ich denke als dreier Gespann, bestehend aus Benedikt Schnuchel, Harald Steinmüller und mir sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.

Als Ausrichter des nächsten Treffens konnte die Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren gewonnen werden, so dass man sagen kann, nach dem Treffen ist vor dem Treffen.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei allen Teilnehmern bedanken. Mir wird dieses Treffen noch lange in Erinnerung bleiben. Ebenso geht mein besonderer Dank nochmals an die Sternwarte Zollern-Alb. Ohne eure Arbeit wäre dieses Treffen nicht möglich gewesen.

Im Anschluss konnten noch alle Interessierten die Sternwarte mit ihren drei Kuppeln begutachten. Danach löste sich die Gruppe schnell auf und die meisten traten die Heimreise an. Im Nachklang machte ich mit Harald Steinmüller noch aus, dass ich ihn bzw. die AVSO am Sonntag auf dem Heimweg noch besuchen würde. So plante ich nun meine Heimfahrt um, um ausreichend Ladestrom für mein Auto zu bekommen. Zufrieden ging ich am Abend ins Bett.

Nach dem Früstück und dem Check-Out aus dem Hotel fuhr ich nach Ottobeuren, dort traf ich mich mit Harald im Ortszentrum zum Mittagessen. Anschließend ging es hinauf zur Sternwarte. Dort konnte ich den Baufortschritt der Sternwartenerweiterung begutachten. Schon erstaunlich, was Menschen alles in ihrer Freizeit bewegen können. Ich konnte mir alle Räumlichkeiten anschauen, vom Foyer über den Vortragsraum bis zum 60cm-Cassegrain Teleskop. Besonders beeindruckt war ich vom Nasmyth Focus, der eine sehr bequeme Einblickposition für die Besucher ermöglicht. Mich wundert, das dieses Konzept nicht in mehr Sternwarten Verwendung findet.

Nach langen Gesprächen musste ich dann spät nachmittags nach einer herzlichen Verabschiedung die Heimreise antreten. Auf der Fahrt ging mir noch so manches durch den Kopf und die Eindrücke wirken bis heute nach.